Praktika

Das Forstpraktikum

In der 8. Klasse absolvieren die Schüler ein einwöchiges Forstpraktikum in Freising. Sie können unter der Anleitung von engagierten Förstern die Waldpflegearbeit durchführen und lernen Holzschnitzen, Auslichten, Rinde schälen und vieles mehr. Dabei wird die Erfahrung gemacht, wie körperlich anstrengend es ist, Bäume zu fällen, Rinden zu schälen, den Wald zu pflegen und dabei noch das Werkzeug und Material an schwer zugängliche Stellen zu schleppen. Ein unvergessliches Erlebnis, und jeder geht hinterher mit ganz anderen Augen durch den Wald. Schutz und Pflege des Waldes wird allen selbst zum Anliegen.

Das Handwerkspraktikum

In der 9. Klasse arbeiten die Schülerinnen und Schüler für zwei Wochen in einem Handwerksbetrieb mit und gewinnen auf diese Weise einen ersten Einblick in die Abläufe eines Betriebes und die Zusammenarbeit, die notwendig ist, um gemeinsam etwas zu produzieren.

Das Feldmessen

Im Feldmesspraktikum wird Mathematik praktisch. Jeden Tag ziehen die Schülerinnen und Schüler nach einer Einweisung, ausgestattet mit professionellen Geräten, in kleinen Teams los, um die Gegend zu vermessen. Die gemessenen Größen werden dann abends unter Anwendung der trigonometrischen Kenntnisse der Jugendlichen, die sie sich in der Mathematikepoche zuvor angeeignet haben, zur Errechnung der für die Landkarte nötigen Strecken und Winkel benutzt. Am Ende der beiden Wochen ist alles auf Schablonen festgehalten, und jeder Schüler zeichnet mit Tusche seine Karte der Gegend im Maßstab 1:1000.

Ein Grundthema der jungen Menschen in der 10. Klasse: Wo stehe ich in der Welt? Wie finde und verorte ich mich? wird beim Feldmessen mit den rationalistischen Werkzeugen der Neuzeit durchlebt. Man bestimmt seinen Ort in Bezug auf die abstrakte Ausdehnung des umgebenden Raumes und die Abstände der Objekte zueinander. Die technischen Größen bleiben aber nicht abstrakt, sondern verknüpfen sich von selbst mit den persönlichen Stärken und Schwächen jedes Einzelnen, mit denen er sich bei den selbstständigen Tätigkeiten konfrontiert sieht.

Das Landwirtschaftspraktikum

Das Landwirtschaftspraktikum dient nicht der Berufsfindung; es soll den 10.-Klässlern ein Erfahrungsfeld bieten, das stark persönlichkeitsbildend wirkt durch ihre Teilhabe an der Arbeitswelt der Erwachsenen. Sie haben sich auf einen für sie ungewöhnlichen und auch anstrengenden Tagesablauf einzustellen. Auf den biodynamischen oder biologischen Höfen erleben die Schüler das komplexe und vielfältige Arbeitsfeld der Landwirtschaft und die Zusammenhänge der Nahrungsmittelproduktion.

Das Sozialpraktikum

In der 11. Klasse suchen sich die Schülerinnen und Schüler einen Praktikumsplatz in einer sozialen Einrichtungen, in der sie für die Dauer von drei Wochen mitarbeiten. Oftmals kommen sie in dieser Zeit zum ersten Mal in Kontakt mit dieser Seite des Lebens und erleben sich selbst in einer Rolle, in der es darum geht, sich für die Lebensqualität anderer Menschen einzusetzen.

„Dorfentwicklung Roşia“

Seit 2002 absolvieren einige unserer Oberstufenschüler regelmäßig ein dreiwöchiges Sozialpraktikum im Dorf Roşia in Siebenbürgen/Rumänien. Ziel des Praktikums ist es u. a., zur Verbesserung der Lebensumstände von Roma in Rumänien beizutragen.

Im Rahmen des Dorfentwicklungsprojekts erkundeten Schüler bisher die sozioökonomische Struktur im Dorf, befragten die Bewohner, um ein realistisches Bild der Lebens- und Arbeitsbedingungen zu zeichnen. Sie bestimmten die Funktion und den Zustand aller Gebäude und Flächen im Dorf und zeichneten diese in einen Plan ein. Erfasst wurde darüber hinaus die problematische Infrastruktur im Dorf, insbesondere der schlechte Zustand der Straßen und Wege, aber auch der Wasser- und Energieversorgung.

Die Schüler planen, in Zukunft Kleinstwohnungen mit Wasser und elektrischem Strom zu versorgen, Toiletten und Duschen einzubauen und an die Kanalisation anzuschließen. Demnächst sollen auch die Dorfstraße und der Dorfplatz repariert werden. Die Schüler profitieren enorm von dem Projekt: Ihr soziales Wahrnehmen, Urteilen und Handeln wird sensibilisiert und weiter geschärft.

Weitere Informationen zum Projekt, zur Partnerschule und zum Förderverein finden Sie hier.

Die Architekturepoche, die Reise nach Florenz und das Steinbildhauerpraktikum in Azzano

Die Beschäftigung mit der Kunst hat im Lehrplan der zwölften Klasse an der Waldorfschule ein großes Gewicht. Übergreifende Themen sind dabei, wie auch in den anderen Fächern, der Überblick über große Entwicklungen der Geistesgeschichte und das Interesse an der Individualität des Menschen. Nicht nur das Portraitzeichnen führt an diese Themen heran, auch die Auseinandersetzung mit der Architektur findet bewusst zu diesem Zeitpunkt statt, an dem die Schüler in der Lage sind, sich ein eigenes Urteil zu bilden: sei es über die geistesgeschichtlichen Entwicklungen, die an den Bauformen ablesbar sind, als auch über das Verhältnis von Körper und gebautem Raum.

Jede Waldorfschule widmet sich in dieser Phase diesem Themenbereich, jede auf eine etwas andere Weise. An unserer Schule in der Leopoldstraße gibt es seit jeher gegen Ende der zwölften Klasse die Triade von Architekturepoche, der einwöchigen Reise nach Florenz und des anschließenden Steinbildhauerpraktikums in Azzano – alles in allem sechs Wochen intensivster Beschäftigung mit Kunst.