Jugendliche mit Migrationshintergrund müssen sich im Rahmen eines Theaterprojekts mit Schiller beschäftigen. Die Lehrerin möchte, dass sie sich anhand von Texten aus „Die Räuber“, „Kabale und Liebe“ und den „Ästhetischen Briefen“ mit ihrer biografischen Situation auseinandersetzen. Doch es gibt größere Probleme als sie denkt, und der Unterricht nimmt einen vollkommen unerwarteten Verlauf…
15.2.–21.2.2020, jeweils 20 Uhr
Bitte beachten Sie: Wegen der begrenzten Anzahl an Zuschauerplätzen – die Zuschauer nehmen auf der Bühne Platz – unbedingt Karten vorbestellen unter: www.verrücktesblut.de
Blick hinter die Kulissen
Im diesjährigen Theaterstück der 12. Klasse geht es um gewaltig viel: von Schiller über Religion bis zu der Frage nach Legitimation von Gewalt.
Im Entscheidungsprozess gab es viele Diskussionen darüber, was uns bewegt und welche Message wir senden wollen, oder ob wir überhaupt wollen, dass unser Stück einen „tieferen Sinn“ hat.
Das Theaterstück „Verrücktes Blut“, für das wir uns schlussendlich entschieden haben, hat nicht nur eine spannende Handlung, sondern es beinhaltet viele Themen und wirft einiges an Fragen auf, die zum Nachdenken anregen. Die Frage, wie und an was man sich in unserer Gesellschaft anzupassen hat, ist für mich die interessanteste.
Aber auch andere Themen wie zum Beispiel Unterdrückung, der Wunsch nach Freiheit, Macht, der Kampf um Gerechtigkeit und Gewalt werden in dem Stück behandelt, unterstützt von Textausschnitten aus den Werken Schillers.
Wie viel Amalia aus den „Räubern“ oder Ferdinand aus „Kabale und Liebe“ mit der muslimischen Mariam oder dem kurdischen Hasan aus dem Theaterstück gemeinsam haben, war mir anfangs nicht klar, aber je mehr wir proben, desto verständlicher wird, was zwischen den Zeilen steht. Diese Erkenntnis ist wichtig, und es macht Spaß, das Stück immer mehr zu verstehen und sich richtig in die Rollen einzufinden.
Wir stellen in diesem Stück Menschen dar, die ein Leben führen, das auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten mit dem unseren aufweist: Jugendliche in einer Schule, die sich wenig um Schüler*innen kümmert, welche nicht in „die“ Gesellschaft integriert sind, aus schwierigen Haushalten kommen, und die ein Leben ohne große Perspektive vor sich haben.
Es mag auf den ersten Blick etwas komisch erscheinen, dass dieses Stück ausgerechnet von wohlhabenden Privatschüler*innen gespielt wird, die in ihrer behüteten „Waldorf-Blase“ aufwachsen. Trotzdem versuchen wir, die Geschichten und Schicksale der Menschen nicht abwertend oder überheblich, sondern authentisch und realistisch darzustellen. Dazu muss man sich aber auf das Stück einstellen, da es doch provokant und nicht selten vulgär geschrieben ist. Außerdem verdeutlicht es, dass Menschen, egal ob in München in der Waldorfschule, 1784 in Frankfurt am Main oder um 8:19 Uhr im Klassenzimmer einer Problemschule, von den gleichen Themen bewegt werden. Das Stück hat mir nochmals gezeigt, dass wir auf das achten sollten, was uns mit anderen Menschen verbindet, und nicht auf das, was uns voneinander unterscheidet.
Lydia Leiste, 12. Klasse (3.2.2020)